Change-Prozesse unterstützen durch Reteaming und Cooperation
Ben Furman live zu erleben, ist ein Gewinn. Sein Workshop „Reteaming and Cooperation“ kommt einem Coaching gleich. Die interaktive Gestaltung bietet den Teilnehmenden die Gelegenheit, die Abfolge, Tools und „Auswirkungen“ des Modells als „Experimente“ in Gruppen selbst zu erfahren und umzusetzen. Mein eigenes Erleben versetzte mich in einen Flow, der zugleich bereichernd und lehrreich war, denn „Reteaming ist ein Erleben“ (Ben Furman), das Veränderungspotentiale freisetzt.
Was ist das Besondere an dem von Ben Furman und Tapani Ahola in den 1990er Jahren entwickelten Reteaming- Modell, das sich an der lösungsorientierten Kurzzeittherapie von Steve de Shazer orientiert und die hypnotherapeutische Sichtweise von Milton Erickson berücksichtigt? Relevant ist zunächst die innere Haltung zur Problemlösung: „Keiner ist für das Problem, aber jeder ist für die Lösung verantwortlich“ (Ben Furman). Genauso bedeutsam ist die Sichtweise, dass Menschen sich vorwärts bewegen, wenn Sie über Lösungen sprechen. Währenddessen führt ein einseitiger „Problem-Talk“ zur Stagnation und hält Probleme aufrechterhält, wenn die Ressourcen und Kompetenzen der Menschen ungenutzt bleiben.
Die lösungsorientierte Vorgehensweise eignet sich neben der zielgerichteten Team- und Projektentwicklung auch zur Lösung von Konflikten. Neben dem Einsatz bei Change Prozessen in Organisationen und Teams, entfaltet die Methode auch im Einzelcoaching ihre Wirksamkeit zur Reflexion und Planung eigener Ideen. Die Veränderungsmotivation und Umsetzung der konkreten Handlungsschritte zur Zielerreichung werden hier wie dort unterstützt. Dabei werden nicht nur „festgefahrene“ Strukturen und „verstrickte“ Beziehungen gelöst, sondern auch das eigene Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit gestärkt. Die Reflexion der Kommunikation, die Zielorientierung, die Planung der konkreten Handlungsschritte und der Einsatz von Ressourcen werden im Coachingprozess genauso berücksichtigt wie auch die Suche nach Unterstützern, der Umgang mit Hindernissen und die Würdigung des Erfolges.
Die Reteaming Methode geht dabei Schritt für Schritt vor, um die Veränderungsarbeit an sich selbst und im Team zu unterstützen, ohne in Schuldzuweisungen oder einer Problemtrance zu versinken. Besonnen wird sich vielmehr auf die Kraft und Möglichkeiten aller Beteiligten für die Erreichung gemeinsamer Ziele.
Nachfolgend beschriebe ich nun kurz die einzelnen Prozessschritte, um aus „Teufelskreisen“ zukünftige „Engelskreise“ entstehen zu lassen. Denn wie Ben Furman sagt, entwickeln Menschen durch das lösungsorientierte und ressourcenfokussierte Vorgehen eine neue Art des Denkens, das ihnen auch eine andere Art des Handelns ermöglicht.
Die 12 Schritte im Reteaming
- Eine Vision beschreiben – Wie soll eine positive Zukunft aussehen?
- Konkretes Ziel auswählen und sich darauf konzentrieren – Was soll konkret sein?
- Nutzen identifizieren – Eigener Gewinn und den für andere Personen bzw. Gruppen
- Das Dream-Team schaffen – Vorhaben öffentlich machen und Unterstützer finden
- Bisherige Fortschritte erkennen und Ressourcen entdecken
- Etappen klären – weitere (Fort-) Schritte planen
- Herausforderungen erkennen – Hindernisse erkennen und Ressourcen einsetzen
- Vertrauen in den Erfolg stärken – Meilensteine würdigen und weitere Experimente
- Ein Versprechen geben – Verbindlichkeiten schaffen
- Fortschritte schriftlich festhalten – Logbuch anlegen und Feedback einholen / geben
- Mit Rückschritten konstruktiv umgehen – auf Erreichtes und das Ziel fokussieren
- Erfolge feiern – Fortschritte anerkennen und Erfahrungen reflektieren
Resümierend ist Reteaming eine wirksame Methode bei Veränderungsprozessen in beruflichen und privaten Kontexten. Im Coaching führt zur Verbesserung der Atmosphäre und Beziehungen. Sie dient einer strategischen Neuorientierung und unterstützt die Gestaltung von Veränderungen. Probleme werden bewusst in Ziele umbenannt und partizipativ gelöst. Die Überlegungen des persönlichen und gemeinsamen Nutzens und die Unterstützung durch das „Dream-Team“ haben einen enormen Einfluss auf Kooperationfähigkeit und die Motivation, das Ziel zu erreichen.
Gemeinsam die Erfolge und auch Hindernisse zu betrachten und die weiteren Schritte zu planen, fördert neben der Teamentwicklung auch die ganz persönliche Weiterentwicklung. Dabei werden konstruktive Kommunikationsfähigkeiten und lösungsorientierte (Führungs-) Kompetenzen vermittelt, um konstruktiv mit Herausforderungen oder mit festgefahrenen Situationen umzugehen. Statt Problemdenken und Rechtfertigungen werden positive Ziele formuliert, um kreativ und optimistisch Veränderungen in Teams oder im Selbstmanagement anzuregen. Das Wir-Gefühl und das eigene Kompetenzerleben werden gestärkt, wodurch die Schritte der Veränderungen auch Spaß machen.
Ben Furman selbst ist Modell, das verändertes Denken durch die Umformulierung von Problemen in erreichbare Ziele auch Lösungen hervorruft. Ich freue mich darauf, diese wirksame Methode für Change-Prozesse im Coaching mit Einzelpersonen sowie mit Führungskräften oder mit Teams für eine lösungsorientierte Arbeitsweise zu nutzen. Wichtig ist es mir dabei auch die Ambivalenzen zu berücksichtigen, die beispielsweise durch Loyalitätskonflikte oder Restriktionen vorhandenen sind.
Im Rahmen von Gesundheitscoaching lässt sich das ressourcen- und zielorientierte Verfahren ebenfalls gut zur Unterstützung von Veränderungen anwenden.
Auf meiner Website finden Sie auch das Workshop-Angebot „Kooperation gestalten – Ein Workshop für Führungskräfte und Teams“.